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Beitrag zu: TOP 11 Rede zum Antrag "Leben retten macht Schule" Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion der CDU und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - Drs. 19/5663
 

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Rede in Textform

Es gilt das gesprochene Wort

Brian Baatzsch (SPD):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir können heute mit dem Beschluss dieses Antrags einen vergleichsweise kleinen, aber bedeutenden Schritt zur Rettung von Menschenleben gehen, und das bereits an der Basis unserer Gesellschaft: in den Schulen. Mit dem Antrag „Leben retten macht Schule - Wiederbelebungsunterricht als fester Bestandteil im Lehrplan“ setzen wir uns dafür ein, dass Wiederbelebungskompetenzen flächendeckend und nachhaltig vermittelt werden. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam beschreiten!

Besonders hervorzuheben ist, dass wir hier einen Antrag vorlegen, der von den Fraktionen der CDU, der Grünen und der SPD gemeinsam getragen und erarbeitet wurde. In Zeiten, in denen die politische Debatte oft von Gegensätzen geprägt ist, zeigt dieser Antrag, dass wir bei Themen von wichtiger Bedeutung doch an einem Strang ziehen können.

Frau Ramdor, ich möchte deutlich machen: Wir haben den Antrag gemeinsam erarbeitet. Alle Fraktionen haben ihre Ideen einfließen lassen. Dabei haben wir gemeinsam etwas Gutes geschaffen.

Herr Rykena, ich kann nicht ganz verstehen, dass Sie sagen: Das ist sinnvoll, aber wir stimmen am Ende doch nicht zu. - Da könnte man sich auch mal klar positionieren. Der Rest des Hauses ist sich ja einig.

Denn jedes Jahr sterben in Deutschland Tausende Menschen an plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand. Die Chancen, einen solchen Notfall zu überleben, steigen jedoch erheblich, wenn Laien schnell und kompetent Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten können. In Ländern, in denen eine breite Ausbildung in Herz-Lungen-Wiederbelebung zum Standard gehört, ist die Überlebensrate nach einem Herzstillstand deutlich höher.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir müssen Schulen als zentrale Orte begreifen, an denen Wissen und Kompetenzen vermittelt werden, die über das Leben in einer modernen Gesellschaft hinausgehen - Wissen, das Leben rettet. So wurden im Jahr 2024 in Niedersachsen die „Wochen der Wiederbelebung“ durchgeführt. Diese Initiative hat gezeigt, dass praktische Wiederbelebungstrainings und die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Hilfsorganisationen große Resonanz finden.

Doch das reicht nicht. Einzelne Aktionen müssen verstetigt und systematisch in den Schulalltag integriert werden. Daher bringen wir heute auch die folgenden Punkte auf den Weg: Integration von Wiederbelebungsinhalten in die Kerncurricula der Sekundarstufe I, die Bereitstellung praxisorientierter Unterrichts- und Informationsmaterialien über das Bildungsportal, die Fortsetzung und Weiterentwicklung des Aktionsmonats zur Wiederbelebung in Kooperation mit externen Partner*innen, die Prüfung, wie das EU-Projekt „Lifeforce“, das auf die Vorschulung von Grundschülerinnen und ‑schülern im Bereich der Wiederbelebung abzielt, auf Grundschulen übertragen werden kann. Mit diesen Bausteinen erreichen wir, dass Schülerinnen und Schüler Wiederbelebung nicht nur erlernen, sondern auch nachhaltig anwenden können.

Sehr geehrte Damen und Herren, unsere Aufgabe als Landesparlament ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die alle Kinder und Jugendlichen erreichen, unabhängig von ihrer sozialen oder regionalen Herkunft. Indem wir Wiederbelebungskompetenzen in den Lehrplänen verankern, leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und zur Gesundheitsvorsorge.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass wir diesen Weg nicht allein gehen müssen. Viele Stiftungen und Hilfsorganisationen haben bereits bewiesen, dass sie bereit sind, Schulen mit Materialien und Schulungen zu unterstützen. Es liegt an uns, diese Partnerschaften zu intensivieren und damit Schulen bei der Umsetzung zu entlasten.

Ich habe noch ein wenig Redezeit. Ich wollte noch etwas Persönliches erzählen. Vor etwa zwei Jahren hat mein Vater einen plötzlichen Herztod erlitten. Es geht gar nicht um die Situation der Wiederbelebung. Aber in dem Moment, in dem man erfährt, die Situation tritt ein, und man sich auf dem Weg nach Hause befindet ‑ bei mir waren es etwa acht Minuten ‑, fragt man sich natürlich: Was macht man, wenn man gleich da ist? Wie geht man mit der Situation um?

Ich muss ganz klar sagen: Ich war, ehrlich gesagt, nicht ausreichend vorbereitet. Das Seminar in der Fahrschule, das mir in etwa zwei Minuten gezeigt hat, wie es funktioniert, hat nicht gereicht. Die kurze Übung beim Freiwilligen Wehrdienst hat auch nicht ausgereicht. Ich wäre in der Situation ziemlich hilflos gewesen. Das ist etwas, was niemand erleben sollte. Man sollte wissen, wie man in der Situation zu handeln hat. Man sollte durch die Gesellschaft ausreichend vorbereitet sein. Wir als Politik haben die Verantwortung, jeder anderen Person dieses Schicksal zu ersparen.

Frau Präsidentin, ich komme zum Ende. - Lassen Sie uns gemeinsam ein starkes Signal senden: Niedersachsen setzt auf Bildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Leben rettet. Ich bitte Sie daher: Stimmen Sie diesem Antrag zu und machen Sie den ersten Schritt für eine lebensrettende Bildungspolitik in Niedersachsen.

Vielen Dank.